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Schadet es unserer Beziehung, wenn ich mit anderen über sie rede?

„So ein Quatsch!“ sagte meine gute Bekannte Sandra spontan. „Wenn ich viel über meine Beziehung rede, heißt das doch, dass sie mir wichtig ist.“ Sollte man meinen. Stimmt in der Regel auch. Schadet trotzdem. Warum?

Das Erzählen über die Beziehung führt dazu, dass sich andere Menschen, Freunde oder die Familie, ein bestimmtes Bild über die Beziehung machen. Klagt Sandra zum Beispiel bei ihrer besten Freundin darüber, dass Hans nie aufräumt, entsteht bei ihrer Freundin das Bild eines schlampigen und unaufmerksamen Mannes, der seiner Partnerin zumutet, dass sie ihm hinterherräumt. Hans bekommt eine Art Etikett. Je häufiger sie Sandras Klagen hört, umso mehr wird sie gegen Hans eingenommen sein – selbst wenn er in anderen Lebensbereichen zuvorkommend, liebevoll und unterstützend ist. Das Bild, das entsteht, ist naturgemäß nur ein Ausschnitt – geprägt von der Geschichte, die Sandra erzählt. Und die erzählt natürlich das, was sie selbst gerade am meisten beschäftigt.

Am Anfang einer Beziehung sind das die wundervollen Dinge, die der Partner tut. Nach einer Weile und einer gewissen Ernüchterung dann eher die negativen Dinge. Sandras Freundin wird nach einer Weile darauf reagieren. Sie wird Sandra Tipps geben, wie sie Hans dazu bringen kann, sich zu engagieren, sie wird ihr vielleicht sogar sagen, sie solle selbst weniger für Hans tun, oder, wenn sich die Klagen häufen, sie solle Hans verlassen und sich einen Mann suchen, der sie besser behandelt. Das wiederum prägt die Sicht, die Sandra auf Hans hat und beeinflusst sie zwangsläufig.

Das schlechte Bild verfestigt sich, und erstaunlicherweise dadurch auch die Konflikte in der Beziehung. Sandra wird es schwerer haben, konstruktiv mit Hans‘ Schwäche umzugehen, um ihn zu einer Veränderung zu bewegen. Stattdessen steigen die Chancen, dass die beiden ins Kämpfen kommen und immer schlimmer in Streit geraten. Wer viel über seine Beziehung klagt, verschlechtert damit die Möglichkeiten für eine Heilung derselben. Vor allem, wenn er Menschen gegenüber klagt, die schnell in die Klagen einstimmen und dann gegen den Partner eingenommen sind. Hat sich das erst einmal im Freundes- oder Familienkreis durchgesetzt, stehen die Chancen, dass die Beziehung sich positiv verändert, gleich Null. Die Erwartungen, die durch die Geschichten entstanden sind, wecken eine Art Sich-Selbst-Erfüllender-Prophezeiung.

Es ist gut und in Ordnung, sich jemandem anzuvertrauen, wenn man in der eigenen Beziehung vor einem Problem steht, das man alleine nicht lösen kann. Die Dosis macht das Gift. Und die Person, der man etwas erzählt. Spricht Sandra mit Carola über die Probleme mit Hans, versucht diese zu relativieren, gute Tipps zu geben und weist Sandra auch auf das hin, was Hans so besonders und liebenswert macht. Erzählt Sandra aber Henriette von den Problemen, bekommt sie etwas anders zu hören. Henriette hält nichts von Männern, sie ist mehrfach enttäuscht worden und überzeugt, früher oder später mutieren sie alle zu Idioten. Macht Sandra Henriette zu ihrer Hauptvertrauten, bekommt sie erst einmal Rückendeckung für ihren Frust – kann ihre Beziehung aber mittelfristig begraben.

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