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Was macht es mit uns, wenn nichts mehr echt ist?

Nicht erst seit Social Media ist manches unecht, was uns im Alltag begegnet. Die Blumen aus Plastik, falscher Stuck an der Decke, der Sportauspuff, der das Auto röhren lässt, obwohl gar nicht viele PS unter der Haube sind. Dann: falsche Brüste, falsche Wimpern, falsche Lippen. Und inzwischen dank Social Media falsche Stories, falsche Versprechen, falsche Geschlechter, falsche Tränen, geheuchelte Liebe, das Leben eine einzige bunte übertriebene Inszenierung. Aber was macht es mir uns, wenn wir beständig in einer Mischung aus Hollywood und Karneval leben?

Wir alle wissen: Nur echte Rosen duften. Die aus Kunststoff halten dem näheren Hinsehen nicht statt. Der Fake fliegt schnell auf, und wer sagt: „Hey, die sind ja gar nicht echt!“ erntet bestätigendes Kopfnicken. Das war so, und es war gut. Denn alle waren sich einige darüber, was echt ist und was nicht. Das hat sich geändert. Da gehen zwei miteinander ins Bett, erzählen sich alles und behaupten dennoch unisono: „Nein, eine Beziehung haben wir nicht.“ Unzählige Frauen sehen aus wie Kim Kardashian, und alle finden, dass sie das wirklich sind. Jeder kann werden wer er will, falls er sich das leisten kann. Und darstellen, was er oder sie möchte. Das scheint vielen echter als das Echte, und weil viele Menschen beständig in der Social-Media-Welt leben, können sie zwischen der Realität und der Scheinwelt immer weniger unterscheiden. Die operierte makellose 50-jährige wird zum Vorbild, dem unzählige Frauen nacheifern, die Stories auf Insta und Co. oder im sogenannten Reality-TV (was daran ist eigentlich real?) zum zentralen Gesprächsstoff, Beziehungen werden inszeniert oder verschwiegen, Geschlechter gewechselt, bis keiner mehr weiß, was er oder sie eigentlich wirklich ist. Was ist die Realität? Das, was ich sehen kann, was ich anfasse und überprüfe kann, oder das, wovon gesagt wird, dass es real sei?

Das macht uns verrückt. Uns Erwachsene, und unsere Kinder noch mehr. Ein leckeres ehrliches Brot aus guten Zutaten, Menschen über 40, die Falten haben und ehrlich lachen und weinen, Kinder, die einfach Kinder sind, die spielen und sich manchmal verkleiden, Jungs, die auch heulen und trotzdem Jungs sind, und Mädchen, die Traktorfahren lieben und trotzdem Mädchen sind, Frauen, bei denen die Brüste ab einem bestimmten Alter eben hängen, Greise, die auch weiser sind, ein bisschen demütiger und mehr dem Sein zugewandt anstatt dem Darstellen – das wäre mein Traum! Ich hätte vermutlich als Psychologin auch ein bisschen weniger zu tun. Denn wenn keiner weiß, was eigentlich Sache ist, muss man sich nicht wundern, wenn am Ende auch keiner mehr weiß, wo ihm der Kopf steht.

Foto: Andre Spiborghs bei unsplash

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2 Kommentare zu „Was macht es mit uns, wenn nichts mehr echt ist?“

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