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Grausames Sterben in Corona-Zeiten

Grausames Sterben in Corona-Zeiten

Vor 10 Tagen habe ich in einem Interview mit dem Kölner Stadtanzeiger vermutet, dass es durch #BleibZuhause NICHT zu vermehrten psychischen Krankheiten kommen wird. Ich revidiere meine Aussage heute. Sie war falsch.

Damals dachte ich an Home Office und ein paar Wochen in den eigenen Wänden. Das kriegen die Menschen hin.

Zigtausende sterben jetzt mutterseelenallein

Mir war nicht bewusst, in welchem Ausmaß Menschen an grundlegenden Bedürfnissen und Gesten gehindert werden, die für ihr Menschsein und ihre seelische Gesundheit lebenswichtig sind. Ich spreche davon, wie derzeit bei uns gestorben wird. Und was die Sterbenden, aber auch die Familien vorher und nachher erleben. Denn zigtausende Menschen sterben im Moment mutterseelenalleine.

Von vorn. Jedes Jahr sterben in Deutschland sterben 900.000 Menschen. An Altersschwäche, an Krankheiten, an Unfällen. Das sind jede Woche ein paar Zehntausend. Diese Menschen sterben auch jetzt (ein paar von ihnen sterben mit Covid-19).

Es ist nicht egal, wie ein Mensch stirbt

Es ist nicht egal, wie ein Mensch stirbt. Es ist nicht egal, wie man ihn dabei begleitet. Es ist nicht egal, ob man sich von einem Sterbenden verabschieden kann, solange er noch lebt. So viele Konflikte finden in den letzten Tages eines Lebens Lösung, die sonst für immer belasten! Es ist nicht egal, ob man den alten Vater, wenn er gestorben ist, im Heim sehen darf oder nicht. Es ist auch nicht egal, ob man den engsten Freund bei der Beerdigung begleiten und sich dort verabschieden darf. Und es ist erst recht nicht egal, ob ein Mensch, der im Heim ist, in Begleitung von Pflegenden stirbt (die es sicher gut machen), oder ob er seine Kinder und Enkel noch einmal sehen kann und mit dem Wissen geht: Alles ist gut. Wir wissen: Manchmal „warten“ Sterbende drei Tage, bis der Enkel aus Brasilien gekommen ist. Dann erst schlafen sie ein – friedlich.

Das alles ist nun nicht möglich. Sterbende sterben ohne jene, die ihnen am wichtigsten sind. Kinder dürfen ihre Eltern im Krankenhaus nicht besuchen, auch nicht im Heim, sie können sich nicht verabschieden und dürfen auch nach dem Tod nicht zu ihrem Angehörigen. Enge Freunde dürfen nicht zur Beerdigung kommen. Abschied unmöglich.

Wir befinden uns einer Phase eines groß angelegten Versuchs

Dass mit dieser Regelung Menschenleben gerettet werden sollen, ist zu verstehen. Vielleicht werden auch wirklich Leben damit gerettet. Das wird sich zeigen, wenn wir wirklich belastbare Daten durch Antikörpertests haben. Im Moment befinden wir uns in einer Phase eine groß angelegten Versuchs, der möglicherweise gut gemeint ist, die Kollateralschäden aber komplett ausblendet.

Dass Menschen alleine sterben müssen, dass ihre Nächsten sie nicht begleiten dürfen, das gab es zuletzt so großflächig im Krieg. Viele Familien habe ihre Toten nie betrauert, sie haben jahrzehntelang unter dem Verlust gelitten, viele dieser Traumata ziehen sich auch noch nach Generationen durch die Familien. Vielleicht sind sie ja die Ursache dafür, dass wir heute so leben, als könnten wir das Sterben durch eine noch bessere Medizin irgendwann komplett vermeiden, dass wir es jetzt schon in Krankenhäusern und Heimen verstecken und es die meisten Menschen möglichst verdrängen, dass das passiert und jede Maßnahme begrüßen, die angeblich Menschenleben rettet – egal zu welchem Preis.

Ähnliche Traumata haben Familien in den letzten Jahrzehnten nur erlebt, wenn sich ein Angehöriger das Leben genommen hat. Auch da war ein Abschied nicht mehr möglich.

Sterben ohne Abschied ist grausam

Was passiert im Moment? Menschen werden des Abschieds beraubt, den sie brauchen. In jeder Kultur, in jeder Familie wird dieser Abschied anders gelebt. Was aber sicher ist: Es braucht ein Ritual, es braucht einen physischen Abschied, und dafür muss man zusammen sein. Es geht nicht via Skype und nicht imaginär im stillen Kämmerlein. Es braucht Berührung, es braucht Spüren, es braucht gemeinsam Weinen, es braucht eine Hand auf der eigenen Hand, damit das gut gelingt. Und wenn es die Hand des wichtigsten Menschen ist, dann kann Sterben etwas Friedliches sein. Jetzt ist es etwas Grausames und verursacht tiefste Wunden.

Ich hätte nicht gedacht, dass es außerhalb eines totalitären Regimes möglich sein könnte, dass Menschen genommen wird, sich gut voneinander zu verabschieden. Gut und geborgen sterben dürfen – das gehört zu dem, was ich bisher unter  Menschenwürde verstanden habe, zu einem fundamentalen Bestandteil.

Was es für die Menschen bedeutet, die ohne Abschied sterben müssen, können wir nur vermuten. Wir wissen nicht, wie es ihnen danach geht. Viele Menschen, die zurückbleiben, Familienmitglieder, Freunde, werden echte Traumata davontragen und nicht nicht trauern können. Das ist  unfassbar grausam und eines Tages ebenfalls Leben kosten.

Was passiert, wenn Menschen nicht trauern können? Es kommt zu einer so genannten chronifizierten Trauerreaktion. Das bedeutet, anstatt durch verschiedene Wellen des Schmerzes zu gehen, die anfangs heftig sind und nach und nach schwächer werden, so dass neues Licht am Horizont auftaucht, bleiben diese Menschen in einer Welt, die grau ist. Der Schmerz ist unterschwellig da, aber er kommt nicht richtig durch. Das „Begreifen“ des Verlustes, das direkte körperliche Spüren, das die erste Welle auslöst, und das in der Regel voraussetzt, dass man den Sterbenden gesehen hat oder wenigstens bei der Beerdigung gefühlt hat, er oder sie ist wirklich nicht mehr da, hat nicht stattgefunden. Es ist, als wäre die Erkenntnis des Verlustes nie ganz bis in die Tiefe durchgedrungen. Denn dafür braucht es diese sinnliche Erfahrung, und die geht nicht auf Distanz, nicht über den Kopf.

Trauer braucht Raum. Medikamentös lässt sie sich nicht behandeln

Menschen in einer chronifizierten Trauerreaktion fühlen sich selbst nicht mehr richtig lebendig, gedämpft, wie in einem Traum, sie funktionieren, erst besser, irgendwann schlechter, und sie empfinden kaum mehr Freude. Viele dieser Menschen werden früher oder später mit einer Depression diagnostiziert. Ich muss nicht extra betonen, dass die psychotherapeutische Versorgung in Deutschland schon heute nicht in der Lage wäre, diese vielen Menschen aufzufangen. Es bräuchte schneller wirksame Therapien und einen schnelleren Zugang zu Therapeuten. Die Betroffenen werden also in die medikamentöse Versorgung aufgenommen werden.

Man kann Trauer aber nicht medikamentös behandeln. Sie kommt dadurch keinen Schritt weiter. Menschen werden dadurch im besten Fall wieder besser funktionieren. Viele verlieren den Lebensmut. Ein Teil von ihnen ist mit dem Verstorbenen verbunden, er kann nicht loslassen. Sie stehen nur mit einem Fuß im Leben, und das reicht nicht.

Diese „Kollateralschäden“ nun einfach mal in Kauf zu nehmen, zeugt entweder von unsäglicher Naivität. Oder von einer Welt, in der die Verantwortlichen dermaßen hypnotisch auf Covid-19 fixiert sind, dass ihnen nicht auffällt, dass sie gerade das Kind mit dem Bade ausschütten.

Den Brand löschen, in dem das ganze Tal geflutet wird?

Oder, wie es mein Freund Oliver Schloz (seines Zeichens Jurist) ausdrückt: Ein Haus brennt. Um es zu löschen, fluten wir das komplette Tal.

Dass Rettungskräfte in Italien Patienten, bei denen sie kaum Überlebenschancen sehen, im Moment nicht mit ins Krankenhaus nehmen, sondern sie zuhause bei ihren Familien lassen, bekommt unter diesen Umständen noch einmal eine andere Bedeutung. Vielleicht ist es Akt der Gnade.

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23 Kommentare zu „Grausames Sterben in Corona-Zeiten“

  1. Menke, Angela

    was aber ist die Lösung? Ich kann die Argumente und ihre Analyse nachvollziehen, sehe. aber keinen Ausweg- denn dass der sterbende 90 Jährige von seiner 86jährigen Eheftsu im Krankenhaus besucht wird uns sie ihn in den Tod brgleitet, sich dabei infiziert und ebenfalls wegstirbt, kann ja nicht die Lösung sein – oder ? Wo nicht einmal für die Pflegekräfte Schutzkleidung ausreichend vorhanden ist, kann für Angehörige wohl nichts erübrigt werden. Also ????

    1. Liebe Angela, leider habe ich deinen Kommentar erst jetzt entdeckt – er war in unseren Spams gelandet. Dennoch möchte ich dir gern antworten, deine Frage ist ja sehr berechtigt. Und sicher nicht pauschal zu beantworten. Da aber auch alte und sterbende Menschen in den meisten Fällen noch mündig sind, und die Ehefrau in deinem Beispiel sicher auch, könnte man es ihnen doch selbst überlassen. Wir dürfen ja auch selbst entscheiden ob wir rauchen oder nicht, wohl wissend, dass auch das ein nicht unbeträchtliches Risiko mit sich bringt.

  2. Christa Jösel-Schweinfurth

    Liebe Anke,
    danke für diesen Artikel. Seit ich die Bilder von Italien gesehen habe, ist mir bewusst geworden, dass das Sterben grausam ist, und genau aus den von dir genannten Gründen. Allerdings ist es ein Dilemma, aus dem wir nicht wirklich gut( heil) herauskommen. Was würdest du einer über 60 jährigen Frau raten, deren 95 jährige an C 19 schwer erkrankt ist, unter Umständen daran stirbt.Der Ehemann der 60 jährigen ist Krebspatient und sollte auf keinen Fall erkranken, Wenn Sie sich ansteckt, gibt sie es weiter, das möchte sie auch nicht, gleichzeitig leidet siesehr daran nicht zur Mutter zu können, da sie die einzige Bezugsperson ist?
    Hättest du dafür eine Lösung?

    1. Liebe Christa,
      zum Glück ist der Fall, den du beschreibst, ein extrem schwieriger und sicher auch seltener. Die meisten, von denen ich gehört habe, lesen sich zum Beispiel so: Mann, 55, wird nachts mit Herzinfarkt in die Klinik gebracht, seine Frau und sein Sohn sehen ihn zuletzt, als die Tür des Krankenwagens zugeht. Nun liegt er 9 Tage im Krankenhaus, bevor er verstirbt. Er hat kein Corona, seine Familie hat kein Corona, trotzdem darf ihn niemand besuchen. Niemand aus seiner Familie ist bei ihm als er stirbt. Das ist tragisch, und wir müssen uns fragen, ob das wirklich der beste Weg ist. Ich weiß, dass zum Beispiel das Klinikum in Offenburg wieder erlauben möchte, dass in einem solchen Fall ein Familienangehöriger begleiten kann. Der Fall, den du in den Raum stellst, ist da natürlich von viel mehr Tragweite. Ich würde wahrscheinlich, wäre ich diese Frau, meine Mutter begleiten, wenn mir das erlaubt wäre (ist es aber im Moment nicht). Danach würde ich mich in Quarantäne begeben und dafür sorgen, dass mein Mann, sollte er Hilfe benötigen, diese bekommt, bevor ich zurück nach Hause kann, weil ich gesund geblieben bin oder Covid-19 überstanden habe. Ich stimme dir aber zu, dass das eine schwere Entscheidung ist.

  3. Edith Minninger

    Ich habe meinen Mann, der an Leukämie erkrankt war, in der Nacht vom 19. zum 20. 3. 162 km in die Uniklinik Heidelberg gefahren, wo er an einer Therapie teilnahm. Er hatte 39,7 Fieber! Ich fuhr auf eigene Verantwortung. Hatte ihm noch vorher Antibiotika gegeben! In einer ähnlichen Situation hatte ich ihn 2 Monate zuvor in eine Saarländische Uniklinik gebracht! Dort hat man ihn dann in der Notaufnahme mehrere Stunden unversorgt liegengelassen, einfach vergessen!
    In Heidelberg wusste man, dass er kaum Chancen hat zu überleben! Trotzdem durfte ich wegen Corona nicht zu ihm! Uns blieben nur kurze Telefonate, ich liebe dich, .. unter Sauerstoff! Einen Tag bevor er dann am 27.3. starb, sagte mir der Arzt am Telefon, dass er gerade bei ihm im Zimmer gewesen sei und ihm gesagt habe, dass sie nichts mehr für ihn tun könnten! Wie ich es geschafft habe mit meinen Mann dann zu telefonieren, ohne bei ihm zu sein, ihm die Hand zu halten, ich weiß es nicht mehr??!! Wie sagt man jemanden am Telefon, Du wirst sterben? Ich sagte nur ich liebe dich…. Er sagte mir „Du musst stark sein, ganz stark sein, ich liebe dich so unendlich, kann nicht ausdrücken wie viel!!“
    Man erlaubte mir am nächsten Tag zu kommen! Dann am frühen Morgen hieß es, kommen sie schnell… 162 km… als ich dort war , 10 Meter von seiner Tür entfernt und wartete zu ihn zu dürfen, in den wenigen Minuten des Wartens, starb er! Ich war nicht bei ihm, er hatte auf mich gewartet!! Die. Schwester wollte mich
    trösten, sie sei bei ihm gew esen, auch abends zuvor, wollte mir nicht sagen was er noch gesagt habe, es.sei sonst noch schlimmer für mich, er habe nur unter anderen gesagt er sei so traurig!!! Ob es geholfen hat, dass sie das war??? Der Mensch den er liebte, brauchte, war nicht da!!! Durfte nicht zu ihm!

    1. Liebe Edith, als ich deinen Kommentar gelesen haben, kamen mir die Tränen. Wir schlimm, dass du diesen Weg nicht gemeinsam mit deinem Mann gehen konntest. Es tut mir unendlich Leid, und ich hoffe von ganzem Herzen, dass du die bestmögliche Unterstützung bekommen wirst, um das zu verkraften – und dich, wie auch immer, auf anderem Weg von ihm verabschieden kannst. Ich schicke dir viele gute Wünschen, Wärme und Mitgefühl. Anke

  4. Ich bin Krankenschwester und leide mit den Pat. Kein Besuch, doch jetzt kann man sich wenigstens von dem sterbenden Pat. verabschieden. Das war am Anfang der Krise nicht erlaubt, doch wir in der Pflege, haben dafür gekämpft, das wenigstens 1 Familienangehöriger kommen darf. Schutzkleidung??? Die 1 oder 2 Kittel weniger machen auch nichts mehr. Eine fürchterliche Zeit für unsere Pat. Und ihren Angehörigen. Leider rufen extrem viele Angehörige an, und wollen, verständlicherweise, wissen wie es ihrem Lieben geht. Wir von der Pflege haben eine Schweigepflicht. Fazit ist suchen eines Arztes oder Diskussion mit Angehörigen, wenn keiner da ist. Dies ist viel Zeit, die bei der Pflege von Angehörigen fehlt. Wie gesagt, ich habe vollstes Verständnis, aber habt es auch mit uns.

    1. Liebe Yvonne, vollstes Verständnis mit den Krankenschwestern und Pflegern! Kein Verständnis mit einer Regierung, die trotz Pandemieplan keine Schutzkleidung bevorratet. Kein Verständnis dafür, dass man in einer solchen Situation dem Pflegepersonal nicht erlaubt, Angehörige zu informieren. Es gäbe eine Menge, was man schnell umsetzen könnte, um diese Situation zu verbessern. Danke für euren Einsatz dafür, dass nun in eurem Haus endlich ein Angehöriger anwesend sein darf. Das ist noch nicht in allen Häusern der Fall. Gestern hörte ich, dass die Uniklinik in Freiburg immer noch komplett abschottet. Das darf nicht so sein. Menschen müssen auch in Würde sterben dürfen und mit persönlicher Unterstützung. Nichts ist wichtiger in dieser Situation als die Nähe zu einem echten Menschen, den man liebt…

  5. Am Samstag den 10.12.2016 ist meine Ehefrau Martina an Gallengangskarzinom im Hospiz in meinen Armen verstorben. Heute in Coronazeiten sage ich, es ist gut, dass sie das was hier so abläuft, nicht mehr erleben musste. Ich bin jetzt mit meiner Trauer ganz allein und wünsche sie mir zurück.

    1. Lieber Gunter, das klingt nach einer sehr großen Liebe… Oft bleibt Trauer sehr lange, neben der Dankbarkeit, vieles geteilt zu haben. Ich höre gerade viele Menschen sagen, dass sie dankbar sind, dass ihre Liebsten nicht jetzt sterben müssen, sondern schon vor Corora gegangen sind, liebevoll begleitet. Und dennoch bleibt das Vermissen. Ich sende dir viele Grüße von Herzen, möge eure Verbindung immer stark bleiben.

      1. Wir waren vierzig Jahre verheiratet, nach meinen fünf Schlaganfällen und zwei Herzinfarkten, könnte meine Ehefrau doch wieder bei mir sein, aber ihr Gallenkrebs war stärker. Sie ist im Hospiz ganz ruhig in meinen Armen morgens um halb drei eingeschlafen!

        1. Lieber Gunter, ich wünsche Ihrer Frau eine gute Reise und Ihnen alles Gute. Da steckt viel Liebe in Ihren Sätzen… Ich denke, das verbindet für immer… Ganz herzlich, Anke

          1. Hallo Anke, ich möchte auch gern in die Stille, ferne Welt meiner Ehefrau. Wie kann das passieren?
            Gruß Gunter

          2. Lieber Gunter, wenn das Vermissen so stark ist und die das, was Sie beide verbunden hat, ist solche Sehnsucht ja sehr gut nachvollziehbar. Früher oder später werden wir uns alle dort treffen… wenn es an der Zeit ist. Bitte holen Sie sich Unterstützung beim Trauern, von einem guten Freund, dem Hospizverein, der Trauernde gut begleitet (in Offenburg 0781 – 99 05 73-0) oder bei der Telefonseelsorge (0800/111 0 111). Es ist gut, diese Zeit nicht alleine zu verbringen, gerade wenn der Mensch nicht mehr da ist, mit dem alles so lange geteilt hat, auch die Gedanken. Passen Sie gut auf sich auf!

  6. Ein wunderbarer Beitrag. Ich hoffe dass viele Menschen diesen lesen und auch begreifen was Ihre Worte bedeuten.
    Meine Grossmutter (87) ist im Altersheim und ich habe sie seit über zwei Monaten nicht mehr gesehen. Der Besuch wird mit noch Heute (05. Mai 2020) verweigert. Selbst wenn ich mich mit Schutzmaske und 2m Abstand mit meiner Grossmutter im Freien treffen wollte wird mir dies nicht erlaubt. Ich stelle unter den genannten Bedingungen keine Gefahr für sie dar. Das Pflegepersonal ist da eine weit grössere „Bedrohung“, da diese ja in dieser Krisenzeit auch nicht hermetisch abgeriegelt von ihren Familien und Freunden leben (Gottseidank nicht!). Die Presse zeigt ein falsches Bild von trotz allem fröhlichen Senjoren in einem Altersheim in der Stadt Zürich, mit einer Sängerin die beschwingte Lieder singt und mit einer „Besuchsbox“ wo man zumindest mit den Angehörigen per Telefon reden kann und sie sehen kann. Natürlich durch eine Scheibe getrennt. Die Wahrheit im Zürcher Pflegeheim meiner Grossmutter sieht da ganz anders aus. So eine „Besuchsbox“ ist da nicht vorhanden.
    Aber ich schweife ab. Bitte entschuldigen Sie. Fakt ist, dass ich mit jedem Tag verzweifelter werde. Ich weiss nicht wie es meiner Großmutter geht und wie sie die Situation wirklich verkraftet denn ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht ist unmöglich. Verboten! Und mein absolutes Horrorszenario ist, dass sie in dieser jetzigen diktatorischen Zeit, wo Demokratie und Menschenrechte ausgehebelt wurden, verstirbt. Ohne dass ich sie begleiten konnte. Ohne ein Abschiedsgespräch. Ohne garnichts als ein Anruf von der Betreuerin meiner Oma, dass sie verstorben sei.
    Wann hört dieser Wahnsinn endlich auf!

  7. Sibylle Eschenlohr

    .. DANKE!!! Für ihre Worte
    Mein Sohn betreute eine 93 „Oma“ im Pflegeheim .. Sie hatte keine Angehörigen vor Ort und aus verschiedenen Gründen hatte er eine sehr tiefe Beziehung zu ihr. 3 Monate durfte er sie nicht besuchen .. Am Freitag zum ersten mal .. er war zwei Stunden bei ihr .. hat ihr die Hand gehalten .. mit ihr geredet .. 5 Stunden nachdem er gegangen ist … ist sie gestorben ..

  8. Liebe Anke, ich glaube sehr fest an Re-Inkarnationen, warum passiert das nicht bei lieben Ehefrau Martina???
    Liebe Grüße Gunter

  9. Sandra Waschek

    Hallo.
    Ich bin in tiefer Trauer um meine Enkelin…Sie ist Ende Oktober 2019 zur Welt gekommen…vom ersten Augenblick an…habe ich sie geliebt wie meine eigenen Kinder…als stolze Oma…Dann einen Tag nach ihrer Geburt…würde bei Ihr ein Herzfehler festgestellt…Sie war 1 Woche alt und musste dann schon zur 1. OP…da lief nicht alles wie es sollte!…Auf der Intensivstation…als ich die kleine Maus sah würde mir schlecht…diese Süße Maus würde dann 2 Wochen mit Maschinen am Leben gehalten…noch 4 mal war sie auf dem OP-Tisch…dann war es vorbei!…In Ihrer erste Lebenswoche war sie so zufrieden…wie ein kleiner Buddha!… Am Tag ihres Todes habe ich mich von ihrem leblosen Körper verabschiedet…2 mal durfte ich meinen Schatz in den Arm nehmen…nach der Geburt…und nach ihrem Tot!…Es tut so weh…meine Tochter leiden zu sehen…Bis heute tut es noch unheimlich weh der kleinen Maus…nicht den Regenbogen zeigen zu können…das Pfützen springen…das Eis essen…Tiere in Wolken zu sehen…und so viele andere Dinge werde ich ihr nicht zeigen können…nichts davon hat sie je erlebt…und wird es nie erleben…was ich ihr in dieser kurzen gegeben habe war meine ganze LIEBE die ich für sie empfunden habe….und immernoch empfinde…der Gedanke daran diese Trauer bis zu meinem Lebensende in mir zu spüren zerreißt mir das Herz…Sie hätte es verdient…alles schöne dieser Welt kennenzulernen…zu kurz war sie da…doch ist es immernoch…Sie ist um mich herum…alles was ich in den paar Tagen mit Ihr erlebt habe…ist in meinem Herzen…es bringt mich zum Lachen…und zum weinen…die kleine Maus hat mich gelehrt…alles noch mehr wahrzunehmen wie ich es vorher schon tat…noch mehr zu Lieben…Sie fehlt mir immernoch so sehr…hoffe es wird irgendwann leichter…bei vielem was ich tue…ist sie in meinem Herzen…und ich bin froh über alles was ich mit meinen 44 Jahren alles erleben durfe und noch erleben darf!…Abschied nehmen ist wichtig von der Person die man liebt…!…andere Rituale helfen mir auch etwas…ein angemalte Stein…mit ihrem Namen und Blumen darauf…habe ihn Monate lang in der Hosentasche gehabt…bis mein Gefühl mir sagte…geh zu ihr in den Wald…und lasse ein Stück weiter los…der Stein ist nun da wo wir uns von der kleinen verabschiedet haben…bald wäre ihr 1 Geburtstag…der Gedanke daran tut so weh!…Was ich tue…damit es mir besser geht…ich gehe zu Menschen die mir in meiner Trauer zuhören…da sind…mal ist es eine Freundin…mal das Kirchenbüro…oder jemand anderes der einfach zuhört…und einen in den Arm nimmt…mittlerweile sortiere ich da genau…weil viele auch kein Verständnis für meine Trauer haben…holt euch Menschen an eure Seite die da sind…holt euch Hilfe…damit ihr irgendwann das eigene Leben wieder genissen könnt…Das Leben ist es Wert…gelebt zu werden!…das sind wir denen schuldig die zu früh gehen.

    1. Liebe Sandra Waschek,
      Auch ich habe 2 Kinder verloren, es sind Sternenkinder.
      Was mir etwas geholfen hat ist folgender Spruch:
      „Während andere Kinder laufen lernen,
      lernt meins mit den Engeln zu Fliegen.“
      Ich wünsche Ihnen alles Liebe, Gute und sehr viel Kraft.
      Liebe Grüße
      Mama Kerstin

  10. Hallöchen

    Ich habe ähnlich sowas mitgemacht.
    Ich habe beide Eltern verloren.
    Meine Mutter starb ein Tag vor Weihnachten 2020.
    Sie hatte COVID gehabt. Ich durfte eine Minute am Türrahmen stehen und mich verabschieden. Bis die Schwester kam und sagte „ sie sind jetzt viel zu lange da, sie müssen gehen.“
    Es war unbeschreiblich. Ich hab geweint und geschrien. Dann gegen 18.00 Uhr habe ich ein Anruf bekommen vom Arzt und der sagte, sie ist verstorben.
    Auf Anfrage ob sie jetzt sehen darf verneinte er es.
    Ich konnte es nicht wahrhaben. Ich hab gedacht das ist nicht meine Mutter. Im Januar war die Beerdigung meiner Mutter, so makaber es klingt aber ich weiß nicht ob sie es wirklich ist weil ich Sie nicht sehen konnte.
    Der Bestatter sagte mir das ohne Zweifel sie es ist.

    Mein Vater ist im Januar verstorben dieses Jahr auch mit COVID.
    Ich durfte bis zum letzten Schluss bei Ihm bleiben. Es war ein sehr gutes Gefühl dabei zu seien. Ich konnte mich gut vorbereiten und bis zum Schluss bleiben.
    Mein Vater war zuvor 3 Wochen im künstlichen Koma gesetzt worden.
    Die Ärtze haben immer wieder gesagt das es in beiden Richtungen gehen kann.
    Beide Eltern waren in andere Krankenhäuser.

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