Kürzlich im Restaurant: Die vierköpfige Familie ist beim Essen. Junior, etwa 12 Jahre, hat den Salat nicht ganz aufgegessen, einiges mag er nicht, und den Teller zur Seite gestellt. Mutter isst ihren Salatteller leer. Nun möchte Junior ihr die Reste seines Salats anbieten und hält ihr deswegen seinen Teller unter die Nase. „Bitte stell den Teller wieder rüber,“ sagt Mutter, „Ich will nicht.“ Sohn fuchtelt weiter mit dem Teller vor Mutters Gesicht. „Stell den Teller bitte rüber!“ sagt sie jetzt schon leicht gereizt. Und dann: „Stell BITTE!!! den Teller da rüber!!!“ Der Ton genervt, gezischt, und der Tonfall wie auch der Gesichtsausdruck stehen im krassen Gegensatz zum „Bitte!!
Also, liebe Eltern: Sagt bitte, wenn ihr euer Kind wirklich um etwas bittet. „Hilfst du mir bitte?“ wäre die richtige Frage, vorausgesetzt, das Kind hat eine Wahl. Denn genau das ist eine Bitte: Ein höflich formuliertes Angebot, das man annehmen kann aber auch ablehnen darf.
Leider verwenden Eltern das „Bitte“ inzwischen inflationär. Bei jeder Aufforderung bekommt es seinen Auftritt, im völlig falschen Kontext. Denn wenn ein Kind etwas machen muss, verwässert das „Bitte“ nur.
Im Fall der Familie am Essenstisch war es ganz fehl am Platz. Beim ersten Aufruf noch ok, hätte es beim zweiten spätestens nicht mehr verwendet werden dürfen. Dann hätte sich die Mutter vermutlich sowohl die dritte Aufforderung als auch den aggresiven Tonfall sparen können.
Klassische Situationen, wo das „Bitte“ nicht hingehört:
- Hausaufgaben machen
- Teller leer essen
- Teller in die Spülmaschine stellen
- Zimmer aufräumen
- Ins Bett gehen
Und so weiter. So wird das Familienleben einfacher – und nicht unfreundlicher. Denn Kinder akzeptieren eine Ansage ohne das „Bitte“ schneller als unausweichlich, viel Geschimpfe wird unnötig. Das Zusammenleben entspannt sich – für alle Beteiligten!