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Wann Lob nichts wert ist

Nix gsagt isch gnug globt! (Nichts gesagt ist genug gelobt!)

Dieser Spruch war lange Zeit Realität in Familien und am Arbeitsplatz. Zum Glück sind diese Zeiten überwiegend vorbei (Ausnahmen bestätigen die Regel). Dass Lob und Anerkennung nicht nur nötig sind, damit Menschen sich wohl fühlen und ihrem Arbeitsplatz treu bleiben, damit sich Kinder gut entwickeln und Menschen da, wo sie tätig sind, bessere Leistungen erbringen können, hat sich herumgesprochen. Das ist richtig.

Leider hat das dazu geführt, dass besonders in Familien Lob inflationär ausgesprochen wird. Kinder werden immer wieder gelobt, kaum machen sie etwas richtig. Ganz egal, ob sachlich oder überschwänglich: Wird zu oft gelobt, ist Lob irgendwann nichts mehr wert. Und nicht mehr nutzbar, um Orientierung zu geben.

Stellen wir uns vor, in einer Familie gibt es nicht nur zu besonderen Anlässen (Feiertag, Geburtstag, Jubiläum, Abi geschafft, Besuch ist da…) ein ganz besonderes Dessert, sondern jeden Tag. Es dauert nicht lange, da ist es zur Selbstverständlichkeit geworden. Es ist nichts besonderes mehr, es wird nicht mehr wertgeschätzt, und, noch schlimmer: Es wird ganz selbsvterständlich erwartet. Kinder, die das täglich erleben, finden es völlig normal und sind enttäuscht oder gar erbost, wenn es mal irgendwo kein Dessert gibt. Sie halten es für ihr eingefleischtes Recht.

Übertragen wir das auf das Lob. Geschieht es zu oft oder gar ständig, verliert auch das Lob dadurch seine Wirkkraft. Erinnern wir uns an die Schulzeit zurück. Es gab Lehrer, für die haben wir nichts gemacht. Und andere, für die waren wir fleißig. Wenn ich Menschen frage, für welche Lehrer sie gerne gelernt haben, beschreiben sie diese Lehrer immer als „gerecht“ und auch „streng“. Bei diesen Lehrern gab es Lob, aber nicht für alles. Es gab Lob für eine besondere Leistung, aber auch Kritik für eine schlechte Leistung. Es gab Lob für eine mittelmäßige Leistung, wenn sich der Schüler dafür verbessert hatte. Es gab Lob für großen Fleiß. Aber nie dafür, dass man die Hausaufgaben gemacht hatte oder pünktlich und ordentlich angezogen zum Unterricht erschienen war. Das war selbstverständlich.

Viele Kinder, die unmotiviert sind, bekommen heute nicht zu wenig, sondern zu viel Lob.

Lob ist dann etwas wert, wenn es sparsam und verlässlich gegeben wird. Wenn es auf der anderen Seite auch Kritik gibt. Dann hilft Lob bei der Orientierung und motiviert dabei, über sich hinaus zu wachsen. Für das Gelingen der Erziehung ist das einer der entscheidenden Faktoren.

Herzlich, Anke

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