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Sicherheit macht nicht glücklich

Es ist schon immer wieder seltsam, dass es an kaum einem Ort auf der Welt so viel Sicherheit gibt wie bei uns. Und gleichzeitig so viel Unzufriedenheit und Depression. Dabei sollte es uns doch eigentlich viel besser gehen als den meisten anderen. Wo uns so viele Türen offen stehen, wir so viel ausprobieren können und wissen: Wenn wir scheitern, landen wir mehr oder weniger auf allen Füßen. Wir werden weiterhin etwas zu essen haben, ein Dach über dem Kopf, so bescheiden und provisorisch es auch sein mag, die Möglichkeit, uns zu bilden und sogar unsere zu hohen Schulden loszuwerden ohne Sorge, dass uns deshalb jemand abknallt.

Wieso also finden wir keinen Zusammenhang zwischen Sicherheit und Lebensglück? Wo wir uns doch immer wieder Sicherheiten erschaffen, um genau das zu erreichen? Warum sehen wir auf unseren Straßen so viele Menschen, deren Augen stumpf und unlebendig aussehen, sogar schon Kinder, während in anderen Teilen dieser Erde die Menschen viel mehr ausstrahlen? Wir reisen in diese Länder und sind immer wieder fasziniert von der lebendigen Ausstrahlung dieser Menschen, die so viel weniger haben als wird. Und kommen heim und fallen zurück in den toten Trott.

Es gibt diesen Zusammenhang zwischen Sicherheit und Lebensglück eben doch. Aber andersherum als gedacht und gewünscht. Denn: Sicherheit und Lebendigkeit sind zwei Extreme auf einer Skala. Absolute Sicherheit bedeutet: Wir sind tot. Eine Kiste unter der Erde, da gibt es keine Überraschungen mehr. Das andere Extrem ist ebenfalls nicht angenehm: Ständig alles neu, keinerlei Sicherheit. Manche Menschen leben so, aber sie sind ständig in Alarmbereitschaft, oder sie setzen ständig ihr Lebens aufs Spiel und gehen jedes nur mögliche Risiko ein.

Gut ist es zwischen den Extremen. Hier bei uns haben wir den Regler zu stark in Richtung Sicherheit verschoben. Wir wähnen uns in der Illusion, dass unser Leben dadurch besser wird. Aber es fehlt etwas, das uns menschlich macht: Das Neue, das Probieren, das ein Scheitern möglich sein lässt und in Ordnung, und das unser Leben verändert. Ist alles zu vorhersehbar, schlafen wir ein und verlieren den Kontakt zu dem, was uns spüren lässt, dass wir am Leben sind. Auch in Beziehungen ist das so: Ist ständig alles gleiche, stirbt die Beziehung. Jedenfalls emotional. Wir halten zusammen, wir schätzen einander, aber die Anziehung, das Kribbeln geht verloren. Und glücklich sind wir nicht, auch wenn alles gut ist.

Also: Riskiere mehr. Probiere Neues aus! Auch wenn nicht sicher ist, wie es ausgeht. Lieber grandios scheitern, als gar nicht leben – und wer viel probiert, dem gelingt auch viel. Das ist am Ende eine Frage der Statistik 🙂

Herzlich, Anke

 

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