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Regretting motherhood – Darf eine Frau bereuen, dass sie Mutter geworden ist?

Ich weiß: Schon bei dieser Frage halten viele Leute die Luft an. Sie ist ein Tabu. Dabei völlig natürlich.
Warum sollte man nicht bedauern können, Mutter (oder Vater) zu sein? Für alle anderen Entscheidungen gilt das doch auch! Menschen bereuen ihre Berufswahl, ihre Partnerwahl, dass sie sich getrennt haben, umgezogen sind, dass sie ein Angebot nicht angenommen haben, dass sie eine Reise nicht gemacht haben oder gerade gemacht haben. Es ist so im Leben, dass man manchmal Entscheidungen trifft, deren Konsequenzen man sich komplett anders und viel positiver vorstellt. So weit, so gut.
Sobald es dabei aber um Kinder geht, scheint es um etwas ganz anderes zu gehen. Frauen, die Reue äußern, stehen sofort am Pranger:

  • Sie liebten ihre Kinder nicht! Das stimmt aber nicht. Frauen, die im Rückblick sagen, sie bereuen es, Mutter zu sein, lieben ihre Kinder.
  • Sie seien schlechte Mütter! Auch das stimmt in der Regel nicht. Frauen, die nicht gerne Mutter sind, kümmern sich überwiegend liebevoll und unterstützend um ihre Kinder. Sie sind für sie da und versuchen ihnen den bestmöglichen Start ins Leben zu ermöglichen.

Nur: Diese Mütter sind eben nicht glücklich. Das ist der Unterschied. Und da sollte man sie unterstützen, anstatt sie zu verurteilen. Am besten noch mit der unreflektieren Bemerkung, das hätte man sich ja vorher überlegen können.

Kann man eben nicht. Reue kommt ja bekanntlich erst hinterher. Sie betrifft im Übrigen genauso Frauen, die sich Kinder gewünscht haben, als solche, bei denen es eben „passiert“ ist.

Dazu ist die Frage nach der Freude an der Mutterschaft keine absolute. Man gehört nicht zu der einen oder anderen Sorte. Ja, es gibt sie, die wenigen Frauen, die täglich mit ihrem Schicksal hadern. Und genauso wenige, die es jeden Tag loben. Die meisten Frauen befinden sich irgendwo dazwischen. Heute super glücklich, weil die Kleine die ersten Schritte getan hat. Morgen total gefrustet, weil sie zahnt und ich die ganze Nacht kein Auge zugetan habe. Dazu hat sie Fieber, das langersehnte Kino mit der besten Freundin. – gecancelt. Was ist schlimm daran, wenn ich mir da mein altes Leben zurücksehne?

Lasst uns ehrlicher miteinander sein. Zugeben, dass wir auch schon mal so weit waren, dass wir unsere Kinder am liebsten verkauft hätten. Notfalls auch verschenkt. Und viele Nächte voller Verzweiflung oder Selbstsmitleid unser Kissen nassgeweint haben.
Um dann ein paar Tage später erstaunt auf das süße Etwas zu schauen, das da so friedlich schlummert und bei dessen Anblick uns das Herz überläuft.

Fallen wir nicht auf die bunten Blätter herein, die ständig vom Babyglück faseln, in das jede frisch gebackene Mama biologisch gesteuert hineingerate. Das ist eben nicht so. Gefühle gehen durcheinander, zwischen Liebe und Frust, zwischen Mitleid und Hass, zwischen Verzweiflung und Freude ist alles dabei.

Die Frage ist also eigentlich eine ganz andere: Wie muss ich als Mama mein Leben gestalten, damit ich auch eine glückliche Mutter bin? Vollzeitmama, oder working mom? Darf ich mit dem Baby nach Kambodscha reisen, oder muss ich ins Allgäu, damit die Schwiegermama sich sonst Sorgen macht? Wer ist zuständig, wenn das Kind die dritte Nacht in Folge nicht schlafen kann, weil es krank ist? Wenn wir Frauen uns trauen, unsere Mutterrolle so zu gestalten, wie sie zu uns passt und uns unserern Kindern, Familien und der Gesellschaft so zuzumuten, wie wir sind, geht es uns in dieser Rolle gleich anders. Nur: Ist die Gesellschaft schon so weit? Sind es die Männer, die Schwiegermütter und sonstigen Verwandten? Oder lassen wir uns von ihnen in Verhaltensweisen hineindrängen, die „richtig“ scheinen, es aber für uns nicht sind?

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