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Achtung Falle: Betreutes Leben in Zeiten von Corona

Unsere Regierung sagt uns, was erlaubt ist und was nicht. Früher einmal ging es dabei darum, andere Menschen zu schützen. Es ist verboten, jemanden zu erschießen oder zusammenzuschlagen. Niemand kann sagen, dass das nicht sinnvoll wäre.

Inzwischen wird uns aber auch schon vorgeschrieben, wie wir uns selbst zu schützen haben, welchen Risiken wir uns aussetzen dürfen und welchen nicht. Der Staat übernimmt schon seit Jahren immer mehr die Rolle der beschützenden Mama, die weiß, was für ihre Kinder am besten ist und versorgt uns damit mit der Illusion, uns auch beschützen zu können, am besten vor allem Schlimmen, also Krankheit, Verletzung und natürlich vor dem Tod. Dafür scheint kein Preis zu hoch zu sein, und er wird uns ganz selbstverständlich abgefordert.

Was aber nützt ein langes Leben, wenn wir nicht leben? Ist das dann wirklich ein Leben, oder vegetieren wir nur? Absolute Sicherheit und Lebendigkeit schließen sich aus wie die Sonne und die Nacht. Beides gleichzeitig geht nicht. Wer lebt, geht Risiken ein. Genau das bedeutet es zu leben. Keine Liebe ohne das Risiko, verletzt zu werden. Kein Vertauen ohne das Risiko, dass es enttäuscht wird. Kein Essen ohne das Risiko, Bauchschmerzen zu bekommen. Kein wirklich gelebter Tag ohne das Risiko, zu sterben – durch einen Unfall, eine Krankheit, durch ein gebrochenes Herz.

Wenn wir absolute Sicherheit wollen, müssen wir uns bewusst machen, was der Preis dafür ist. Wollen wir einsam leben, dafür aber ewig? Wollen wir vor allen Viren geschützt sein, dafür aber alleine und ohne Nähe und Wärme? Oder wollen wir leidenschaftlich leben, Gefühle zeigen, uns verlieben, uns umarmen und Freundschaften leben? Wollen wir kreativ und wild sein, träumen und Märchen erzählen, oder wollen wir Maschinen sein, die rational, berechenbar und steril sind?

Es gibt keine Sicherheit ohne einen Preis. Ich persönlich möchte das Risiko eingehen, eines Tages zu sterben. Dann möchte ich auf ein Leben zurückblicken, das diesen Namen verdient. Es braucht nicht immer glücklich sein, es ist ok, wenn mir manchmal etwas weh getan hat und ich manchmal gescheitert bin. Aber wirklich leben – ja, das möchte ich. 

Unser Staat verspricht uns gerade, dass wir durch Isolation und Abstand Leben retten. Das ist Quatsch. Dieses Versprechen ist nicht einhaltbar. Denn kein einziges Leben wir gerettet. Das ein oder andere wird vielleicht verlängert, um einige Tage oder Wochen. Aber sterben werden wir so oder so, ob wir gelebt haben oder nicht. Der eine etwas früher, der andere etwas später. Keine Maßnahme rettet auf Dauer auch nur ein einziges Leben. 

Ist es das wert? Sicherheit um jeden Preis? Diese Frage sollte sich jeder beantworten, aber vor allem auch selbst stellen. Denn solange wir den Preis verdrängen, kommt uns das gefakte Angebot des ewigen Lebens verlockend vor. 

Ich selbst möchte mir diese Frage stellen und mir die Antwort darauf nicht vom Staat abnehmen lassen. Das verstehe ich unter Freiheit.

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18 Kommentare zu „Achtung Falle: Betreutes Leben in Zeiten von Corona“

  1. Gerlinde Messmer

    Wie ernüchternd von jemand wie Frau Precht so etwas lesen zu müssen. Wir leben in einem Landstrich und in einem Land, das optimale Sicherheit gibt: Wir haben keine Sintfluten, Erdbeben, etc. und sind sozial mehr oder weniger abgesichert. Und nun kommt Corona und verlangt eine absehbare und recht kleine Solidarleistung von uns: Masken zu tragen zum Schutz für andere, erstmal nicht mehr Kino oder Essen gehen. Schwieriger trifft es Kinder und Jugendliche, auch Selbständige und Künstler. Auch erstmal jetzt keine Umarmungen mehr oder besser gesagt, andere Begrüssungsformeln zu entwickeln. Corona ist eine Herausforderung, na klar. Soll das Leben immer easy sein, genau so, wie man denkt, dass es laufen soll?Nicht die Regierung versucht, uns zu infantilisieren. Sondern genau diese Einstellung, dieses Denken ist in hohem Maße kindlich und unausgereift. Leben und leben lassen, schließt auch das Leben derer ein, die momentan gesundheitlich in hohem Maße bedroht sind von Corona. Und wer möchte sich hier als RichterIn aufspielen, dass hier nicht sehr wohl ein Recht auf solidarisches Miteinander und Rücksicht nehmen von der Mehrheitsgesellschaft abverlangt werden kann? Wer schreibt, dass das Leben endlich ist und es mehr oder weniger egal ist, an Corona zu erkranken, ist ziemlich sicher gerade sehr gesund und hat wohl auch niemand in seinem Umfeld, der verletzlich ist. Und wie gross muss die Arroganz sein, das eigene Denken zum Maßstab für andere zu machen? Vielleicht sehen das andere Menschen anders, vielleicht möchten manche sich gerne einschränken für eine Weile, dafür aber länger leben? Und mit Verlaub, wir haben die Regierung, die wir wohl verdienen, wer bitte schön, hat sie gewählt? Wie kann die persönliche angebliche Freiheit über alles gestellt werden? Ohne Rücksicht auf Verluste? Im Grundgesetz ist der Schutz für Leben festgeschrieben, das umzusetzen wird gerade, mehr oder weniger sinnvoll gerade versucht. Ich bin fassungslos, dass Frau Precht in dieser Weise argumentiert. Wie wenig spirituell muss man begriffen haben, wenn Corona nicht einfach als das gesehen wird, was es ist: Eine Aufforderung an jeden Menschen, sich zu entscheiden, sich der Angst hinzugeben oder dem Vertrauen. Und Angst in dem Sinne, unsolidarisch die eigenen Ängste hochkochen zu lassen und sich in einen emotionalen Wirbel zu begeben, der nur noch die eigenen Bedürfnisse sieht. Vertrauen hingegen auf das Wissen, dass Corona uns etwas lehren will: Inne zuhalten, leise und ruhig zu werden, sich den eigenen Ängsten zu stellen, kreativ zu sein, mitfühlend und liebevoll mit sich selbst und anderen und die Wachstumschance für sich selbst zu sehen.

    1. Liebe Frau Messmer, ich spreche hier nicht von der Mühe, eine Maske zu tragen, so ungesund sie auch sein mag und so zweifelhaft ihr Nutzen – sondern von Menschen, die einsam sterben oder an Einsamkeit sterben. Das sind viele, auch ihre Tode sind grausam. Ich spreche von Kindern, die nicht abstarkt leiden oder es „schwer“ haben – sondern von Kindern, die derzeit Traumata erleiden, von denen sie vielleicht nie wieder genesen werden. Mir welchem Recht muten wir das diesen Menschen zu? Ist ihr Leben weniger wert als das Leben jener, für die Corona gefährlich sein kann? Ein gutes Buch zu dieser Frage und zur Psychologie von Corona und allem drumherum ist gerade von Wilfried Nelles erschienen. Es heißt: „Also sprach Corona; Die Psychologie einer geistigen Pandemie“. Als ich diesen Blog-Beitrag schrieb, war es leider noch nicht erschienen, es beschreibt aber sehr viel dessen, was gerade in uns geschieht, und vieles davon nicht bewusst. Eine eindeutige Empfehlung!

  2. Sehr geehrte Frau Precht,
    tut mir leid, aber das sehe ich vollkommen anders.
    Für mich ist das Jammern auf sehr hohem Nieveau!
    Im Moment erlebt nur einfach die Masse einmal, wie es sein kann krank zu sein und sich nicht uneingeschränkt bedienen und nehmen zu können. Sondern sich zurücknehmen und verzichten müssen zum Wohle aller.

    Es ist richtig: Krankheit hat es immer gegeben und das Leben ist lebensgefährlich!
    Aber: es ist ein großer Unterschied, ob ich einen Weg gehen muß oder machen muß, um andere Menschen zu schützen oder zu helfen. Oder ob ich meine einfach alles machen zu müssen. Wir können alle soziale Kontakte haben, aber wir müssen uns sehr einschränken und das fällt Allen schwer, mir auch.
    Aber dabei haben wir noch großes Glück: denn es dauert uns zwar allen zu lange, aber wenn der Großteil der Bevölkerung geimpft sein wird, spätestens Ende des Jahres, dann können wir uns wieder frei bewegen.
    Anders als die Menschen in deren Länder Krieg herrscht, noch dazu in Zeiten von Corona.

    Ich weiß was es heißt ein Fatique-Syndrom zu haben und ich kenne auch junge Menschen, sportlich, ohne Vorerkrankung, die nur einen leichten Corona-Verlauf hatten und nach einem dreiviertel Jahr noch immer keinen kleinen Hang hoch gehen können, ohne Atemnot. Ich lag auch schon im Koma und ich weiß, daß ich das nicht noch einmal erleben will, ich will lieber sterben. Dafür habe ich eine Patientenverfügung. Haben Sie schon eine gemacht? Oder wollen Sie im Notfall doch lieber weiter leben? Was ist, wenn Sie dann keinen Platz im Krankenhaus bekommen, wie das gerade Freunden in Polen geht?
    Warum gehen gesunde, junge Menschen, denen die Decke auf den Kopf fällt nicht ins Krankenhaus, um zu helfen, oder zur Tafel, oder zu Familien, die mit der Situation nicht zurecht kommen.
    Etwas tun, mithelfen, dafür habe ich Respekt.
    Aber im Netz die Menschen aufhetzen und noch unglücklicher machen? Das halte ich für keine gute Option.
    Die Situation ist politisch sehr schwierig und auch ich sehe viele Fehler, aber die zig tausend Kranken und Toten, ist DAS IHRE OPTION?

    1. Liebe Annette, danke für Ihren langen Kommentar. Auch ich möchte kein Corona bekommen, keine Frage. Auch ich möchte nicht sterben, auch wenn ich es auf die Dauer nicht verhindern werde. Ob ich an Corona, an Krebs, an einem Herzinfarkt oder an Altersschwäche sterben werde, weiß ich nicht. Man sollte Corona wie vieles anderes nicht auf die leichte Schulter nehmen. Genauso wenig aber die Folgen der Maßnahmen, die die Regierungen derzeit beschließen. Sie schaden ebenfalls, und da rede ich nicht von Jammern auf hohem Niveau. Ich schreibe nicht davon, dass jemandem die Decke auf den Kopf fällt oder man halt mal nicht in Urlaub kann. Das wäre zu verschmerzen, da gebe ich Ihnen recht. Was schwerer wiegt, ist die Tatsache, dass die Regierung für Hunderttausende Menschen, die Pflege und Hilfe brauchen (Alte, Menschen mit Handycap), derzeit entscheidet, ob sie Kontakt haben dürfen oder nicht, egal was sie selbst wollen. Corona hat das von keiner Einrichtung ferngehalten, dort sterben immer noch die meisten Menschen an dieser Infektion. Leider sterben inzwischen noch mehr Menschen an Einsamkeit, vor allem Alte. Sprechen Sie mit Leuten, die in den Pflegeeinrichtungen arbeiten, wenn Sie es nicht glauben. Ist das ein akzeptables Opfer dafür, dass andere weniger Angst haben? Andere Menschen verlieren ihre Existenz. Einer meiner Klienten zum Beispiel, sein Unternehmen ist wegen der Maßnahmen pleite gegangen, er hatte mehrere Hunderttausend Euro dafür aufgebracht, zum Teil auf Pump. Das geerbte Elternhaus auch weg, er bis auf Weiteres verschuldet, keine Arbeit mehr. Wir ihm geht es ebenfalls Hunderttausenden. Ein akzeptables Opfer? Wären Sie bereit, zum Eindämmung von Corona Ihr gesamtes Vermögen und Ihre Altersvorsorge herzugeben? Dieser Klient hat es getan, unfreiwillig. Kinder aus Familien, in denen Gewalt herrscht, leiden nun noch mehr. Bisher waren sie vormittags in der Schule und konnten zum Sport oder zu den Pfadis, um rauszukommen und zu überleben. Das ist nun ebenfalls passé. Spätestens hier finde ich, das Opfer ist zu groß, das diese Kinder bringen müssen. Sie haben eh schon keine gute Zukunft, die Maßnahmen nehmen ihnen das wenige, was noch geblieben ist. Mehr als ein Drittel der Kinder hat derzeit Probleme, keine Luxusprobleme, sondern gravierende. Anschluss verloren in der Schule, Ausbildungsplatz verloren, Depressionen, Sucht, Selbstmordgedanken. Mehr als ein Drittel aller Jugendlicher. Es geht nicht um die Frage: Ist Corona eine gefährliche Krankheit oder nicht. Ja, es ist eine gefährliche Krankheit. Aber die Frage ist: Wie weit darf sich der Staat einmischen, wie vielen Menschen darf er schaden, um andere zu retten. Wenn ich mich entscheiden müsste zwischen einer Ansteckung mit Corona oder der Vermeidung einer Ansteckung, aber zu dem Preis, dass einem Kind Gewalt angetan wird oder ein alter Mensch einsam stirbt, ohne sich von seinen Lieben verabschieden zu können – ich wüsste was ich tun würde. Eben weil es um das Wohl aller geht, und ich nicht erwarten kann, dass für meine Gesundheit andere die ihre opfern. Sie schreiben, alles wird gut sein, wenn alle Menschen bei uns geimpft sein werden. Gerade heute liest man in den Medien, dass dem wohl doch nicht so sein wird. Viren haben schon immer Mutationen gebildet, das ist bekannt, und nicht gegen alle wird die Impfung helfen. Wir müssen also lernen, mit dieser Gefahr zu leben, wenn wir nicht auf ewig Freiheiten einschränken wollen und Menschen durch diese Einschränkungen massiven Schaden zufügen. Schön ist das nicht, mit Corona leben zu müssen, genauso wenig, wie es schön ist, mit Krebs leben zu müssen. Nur denke ich haben wir keine Wahl, was das angeht, so dass die Frage ist: Wie können wir möglichst Schaden vermeiden? Und genau darüber müssen wir reden, anstatt Maßnahme nach Maßnahme zu ergreifen ohne zu überprüfen, wie die Kehrseiten dieser Maßnahmen aussehen. Davon berichtet kaum jemand, und auch Sie haben offenbar bisher kaum etwas darüber gehört. Das ist schade, denn diese Menschen, die gerade einsam sind, die verzweifeln, die sich das Leben nehmen möchten oder es tun, die den Anschluss verlieren, gar nicht zu sprechen von den kleineren Kindern, die immer mehr Entwicklungsauffälligkeiten zeigen, sie sind echt, sie sind aus Fleisch und Blut, sie leiden eben auch, sie sterben wirklich, hier in unserer Mitte. Daher ist Abwägen wichtig, daher ist es wichtig, genau hinzuschauen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie gut durch diese Zeit kommen und offen bleiben für alle Seiten der Welt.

      1. Sehr geehrte Frau Precht,
        auch mir sind die Opfer durch die Pandemie bekannt, vor allem die menschlichen. Und ich gebe Ihnen vollkommen Recht damit, daß wir all die Menschen, die durch die Pandemie in große Not geraten sind, in den Blick nehmen und ihnen helfen müssen. Auch das sehe ich als notwendige Solidarität.
        Zu den Dingen, die ich unserer Regierung ankreide gehören schnelle Milliarden-Hilfen für Großunternehmen, wohingegen das Geld bzw. die Hilfe für kleine Unternehmen, Solo-Unternehmen und sozial Schwache gar nicht bis viel zu spät geleistet wird.
        Leider gehört auch dies zu den Problemen, welche die Menschheit scheinbar nie in den Griff bekommen wird. Dennoch gehört die konsquente Eindämmung der Krankheitsausbreitung für mich unbedingt zur Bewältigung der Krise hinzu. Denn leider bedeutet mehr Bewegungsfreiheit nicht zwangsläufig, daß die betroffenen sozial Schwachen weniger leiden, wenn vermehrt Eltern, Geschwister und Großeltern versterben.
        Mit freundlichen Grüßen Annette

    2. Sehr geehrte Annette,
      ich sehe es nicht als Hetze an, wenn Frau Precht hier ohne Emotionen sachlich und fachlich aus ihrer Sicht die Problematik der politischen Entscheidungen und Nassnahmen erläutert! Die Blogs des vergangenen Jahres stellen aber sehr wohl eine Entscheidungshilfe im Umgang mit Covid19 und dem Leben insgesamt dar.

      Die Hoffnung ein Ende der bzw. weiterer Pandemien mit medizinischen Mitteln dauerhaft zu erlangen ist illusorisch! Die Menschheit hat es zumindest seit den 50er Jahren bislang nicht verstanden und wird es aus Egoismus auch nicht unterlassen weiterhin hemmungslos gegen jegliche Naturgesetze zu verstoßen. Das ist aus Sicht der Wissenschaft eine entscheidende Ursache für die Zunahme und Verbreitung von Krankheiten wie Covid19.

  3. Ja, ich stimme Ihnen zu, dass Lebendigkeit und absolute Sicherheit sich ausschliessen! Ebenso, dass das Leben lebensgefährlich ist. Alleine schon, wenn wir morgens aus dem Bett aussteigen. Doch ebenso kann ich aus meiner Arbeit mit Menschen seit 18 Jahren definitiv sagen, dass auch schon vor Corona gesunde Menschen vor sich dahinvegetiert sind und keinerlei Verbindung zu ihrer Lebendigkeit hatten. Freiheit kommt von innen heraus. Meine Mutter ist im Januar mit Corona verstorben. Ja, sie wäre sicherlich irgendwann auch so gestorben.! Sie hat sich bewusst gegen eine Impfung entschieden. Ich persönlich lebe mein Leben bewusst und fröhlich, auch unter den derzeitigen Massnahmen. Habe als Selbständige seit einem Jahr 2/3 Drittel meines Einkommens weniger. Dennoch bleibe ich zentriert und in einer Klarheit. Meine innere Freiheit nimmt mir niemand. Das Einzige, was mir wirklich fehlt ist das Reisen. Doch ich habe Freunde aus Krisengebiete, die seit vielen Jahren unter menschenunwürdigen Bedingungen leben mussten. Und mich vor einiger Zeit gefragt haben, was wir eigentlich für Probleme haben! Was mir nicht gefällt ist, dass ich von Menschen als dumm bezeichnet werde, nur weil ich nicht über Politiker oder das System schimpfe. Nachdem ich beide Seiten eine Weile angehört habe, ist in mir klar die Entscheidung gewesen, eine neutrale Haltung zu wählen. Denn ich hatte in meinem Freundeskreis schwere Verläufe und gesehen, was das Virus bei gesunden jungen Menschen anrichtet. Ebenso begleite ich Krebspatienten und sehe auch hier, was er anrichtet. Ja, wir werden alle einmal sterben. Doch wir leben in einem Kollektiv und dass bedeutet für mich auch eine Verantwortung. Mir selbst gegenüber als auch meinen Mitmenschen. Deswegen trage ich im Einkaufen eine Maske. Ob das Sinn macht oder nicht. Ich tue es ohne meinen Willen dabei abzugeben! Viele Entscheidungen der Politiker sind nicht aus einer Klarheit heraus. Dennoch möchte ich mit keinem Einzelnen gerade tauschen! Denn ich habe für mich sehr verinnerlicht: Urteile über niemanden, in dessen Mokassins du nicht mindestens einen Mond lang gelaufen bist. Wie Martin Luther King einst sagte: Ich habe mich für die Liebe entschieden, der Hass ist mir eine zu große Bürde!

  4. Leider können wir uns nicht wehren!
    Wehren wir uns, werden Wasserwerfer auf uns gerichtet. So wie bereits in anderen Ländern der Fall ist. Ich habe das Gefühl dass der Staat uns nicht wirklich schützen will.

  5. Ich weiß, dass ich nicht mehr allzu lange leben werde. Aber ich möchte nicht gerade an Corona sterben, das ist ein grausamer Tod. Für mich weiß ich das sicher, da ich alt bin und eine Vorerkrankung habe.Ich persönlich mache das, was ich für richtig halte und versuche aber auch andere Menschen nicht in Gefahr zu bringen.
    Und wer denkt die Regierung macht alles falsch, solle doch selber in die Politik/ Regierung gehen und auch die se Verantwortug übernehmen.

    1. Ich bin in einigem Ihrer Meinung. Wer sich vor einer Ansteckung schützen möchte, soll alle Unterstützung bekommen, um das auch zu erreichen, und Hilfe bei allen Besorgungen. Das genau meine ich: Jeder soll selbst entscheiden dürfen, welches Risiko er eingehen möchte, und welches nicht. Sie sagen, im Hinblick auf Corona möchten Sie keins eingehen. Das finde ich vollkommen in Ordnung. Genauso wie ich es andersherum in Ordnung fände. Das für andere Menschen zu entscheiden, über ihren Kopf hinweg, das hingegen finde ich nicht in Ordnung. Das ist Bevormundung, ganz egal, wie vernünftig uns das auf den ersten Blick vorkommen mag. Freiheit bedeutet, dass man sich auch gegen die größtmögliche Sicherheit entscheiden darf.

      1. Gerlinde Messmer

        Sehr geehrte Frau Precht.

        Sie nennen es Bevormundung, ich würde von Regeln sprechen ohne die eine Gemeinschaft von 84 Millionen Menschen nicht auskommen kann. Es passiert auch nicht über unseren Kopf hinweg, sondern wir haben gewählt und diese Politiker versuchen nun, je nach politischer Ausrichtung, die Pandemie zu bewältigen. Ich sehe PolitikerInnen als Menschen, die nicht per se über mehr Wissen verfügen, die Fehler machen, die mühsam dazulernen, wie wir alle. Generell wird eine Gemeinschaft nicht ohne solche Normrichtlinien funktionieren können, wir nutzen dafür unser Grundgesetz. Das ist sicher nicht der Weisheit letzter Schluss, sondern wächst und gedeiht hoffentlich mit der gesellschaftlichen Reife. Eine Gesellschaft ohne Bevormundung (Regeln) ist ein beängstigender Gedanke. Freiheit für jedeN, das zu tun, was er oder sie gerade abseits der eigenen Sicherheit ganz persönlich für richtig hält? Mit 150 km/h durch die Fußgängerzone? Mit 20000 anderen auf einer Demo ohne Mundschutz und Abstand, egal ob die Inzidenz dann steigen kann, weil vielleicht doch der eine oder andere infektiös war? Wir sind generell auf einander angewiesen, auf die Solidarität und Rücksicht füreinander. Egal ob dies im Strassenverkehr oder im Betrieb oder sonst wo ist. Es wäre schön, wenn wir als Miteinander leben könnten und dies schliesst nun mal eigene Unfreiheiten mit ein. Es wird wohl hier wie bei vielem nicht der eine richtige Weg geben, es ist ein Herantasten, ein dazu lernen von Woche zu Woche. Dies gemeinsam zu tun, in einer trotz allem zuversichtlich en, vertrauensvollen und gelassenen Grundstimmung wäre schön.

        1. Liebe Frau Messmer, anders als Sie definiere ich nicht als Freiheit, dass man immer das machen dürfen soll, worauf man spontan Lust hat. Sie haben Recht, dass wir diese Politiker gewählt haben. Gleichzeitig aber handeln sie auf eine Weise, die viele Menschen, die sie gewählt haben, nicht mittragen würden. Die immer weiter steigenden Zahl von Menschen, die trotz aller damit verbundenen Widernisse auf die Straße gehen, zeigt das sehr deutlich. Es ist wohl wahr, dass nicht jeder in unserer Gesellschaft reif genug ist, immer verantwortungsvoll zu handeln, und dass Menschen natürlich auch in dieser Verantwortung hinein erzogen werden müssen, was nicht immer geschieht. Gleichzeitig erlebe ich die meisten Menschen verantwortungsvoll, ich selbst habe niemanden in meinem Bekanntenkreis, der mit 150 kmh durch die Fußgängerzone rasen würde. Das bedeutet nicht, dass es nicht einige mehr tun würde, wäre es erlaubt. Es gibt ja immer ein paar Idioten, die es wissen wollen, und genau dafür sind Regeln und Gesetze auch gut und gemacht. In einer Situation, in der ein Verhalten eindeutig schadet, kann jeder verstehen, dass man es verbietet. Vorbote, die aber einerseits nutzen, andererseits schaden, muss man differenzierter betrachte. Ein Kontaktverbot, das eine hypothetische Zahl an Menschen vor einer Erkrankung schützt, gleichzeitig andere frühzeitig sterben lässt, weil ihre Krebs-OP zu spät durchgeführt oder ihr Herzinfarkt nicht rechtzeitig erkannt oder behandelt wird, muss immer wieder auf den Prüfstand, moralisch und juristisch. Mit welchem Recht wird der anderer zum Sterben verdammt, damit ein anderer leben kann? Und wie ist es zu rechtfertigen, dass ein alter Mensch, dessen Hüft-Op verschoben wird, deswegen zum Pflegefall wird, damit Betten für mögliche Corona-Patienten frei bleiben können? Ich selbst maße mir nicht an, diese Fragen zu beantworten, ich wünsche mir lediglich dazu einen intensiven und offenen Diskurs, den unsere Politik nicht zulässt. Sie maßt sich an, die Wahrheit zu kennen, nutzt dafür die Aussagen einiger weniger Wissenschaftler und schließt andere aus und diskreditiert jene, die andere, teils gut begründetet Meinungen vertreten. Das ist es, was ich mit Bevormundung meine, es führt dazu, dass Menschen dazu gebracht werden, die Verantwortung für ihr Leben in die Hände von Entscheidungsträgern zu legen, die im besten Fall gut und weise entscheiden (das ist das, was Sie vermuten, und dafür gibt es Argumente), im schlechtesten Fall aber nicht gut entscheiden (auch dafür gibt es Argumente und Hinweise. Eine Gesellschaft, in der darüber nicht mehr diskutiert wird, um den besten Weg zu finden und Entscheidungen regelmäßig ergebnisoffen zu hinterfragen und mit neuen Argumenten und Erkenntnissen abzugleichen, befindet sich in einem Zustand der Bevormundung.

  6. Herzlichen Dank für diesen Artikel. Ich bewundere auch, wie freundlich und geduldig Sie sich noch mit jenen auseinander setzen, die ihn gar nicht verstanden haben. Bitte mehr davon!

  7. Liebe Frau Precht, für ihre ganzheitliche und zugleich differenzierte Sichtweise bin ich unendlich dankbar. Dieser übertriebene krankhafte Egoismus der Masse sieht nur die eigene Angst vor Krankheit und Tod. Die Not und das Elend der Anderen, verursacht durch die Maßnahmen, wird von der Masse ignoriert oder billigend in Kauf genommen. Ich bewundere ihren Mut die Wahrheit auszusprechen, in dieser Zeit in der Andersdenkende diskriminiert werden.

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