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Zivilcourage: Warum wir schweigen, anstatt den Mund laut aufzumachen

Wir haben uns jahrelang über unsere Eltern oder Großeltern gewundert. Warum haben sie sich damals gegen die Faschisten nicht aufgelehnt, warum haben sie sich nicht spätestens 1928 dagegen gestellt, als man das Schlimmste noch hätte verhindern können? Als alles schon absehbar war, hätte man nur gut genug hingehört?

Haben sie es wirklich nicht gemerkt? Und auch nicht später? Es ist doch erstaunlich, dass die 95% der Familien aus Mitläufern bestanden haben, die nichts unternommen haben, weil sie sich selbst schützten wollten oder solchen, die gar nichts von den Gräueln des Regimes wussten. Dabei haben alleine im Vernichtungslager von Auschwitz 50.000 bis 70.000 Menschen gearbeitet!  Eine oder zwei Fragen an die Richtigen hätten genügt, um zu wissen. Man kann getrost vermuten, dass jeder jemanden kannte, der in der SS, der SA, als Staatsbeamter, als Bankbeamter, oder als Bahnbeamter gearbeitet hat. Und gleichzeitig ist es eben wirklich so, dass viele Menschen steif und fest behaupten, nichts mitbekommen zu haben. Und das in ihrem Bewusstsein auch genauso wahrnehmen, also nicht lügen, weil sie nicht wahrhaben, dass das Wissen da war. Genau dieses Nicht-Wissen, das Nicht-Wahrhaben schützt Verbrecher, Faschisten, Demagogen. Damals wie heute.

Denn jetzt können wir das gleiche Phänomen wieder beobachten: Wenn wir wissen wollten, wie wir „damals“ an Stelle unserer Eltern gehandelt hätten – nun können wir es zeigen. Die Zeiten ähneln sich in vielem, wenn auch mit weit globaleren Auswirkungen.

In den USA sitzt ein Demagoge am Steuer, der vor nichts zurückschreckt, um seine Macht auszubauen. Wir machen uns über ihn lustig. Eine gute Methode, um die Augen vor der Gefahr zu verschließen, die von diesem Präsidenten ausgeht, der den gefährlichsten roten Knopf der Welt unter seinen Fingern hat. Im Nahen Osten und auch bei uns greift ein politischer Islam Raum, der ebenfalls Demokratie und Freiheit unterwirft, auch jetzt schon bei uns: Die Freiheit der Frauen nämlich, die immerhin die Hälfte aller Menschen ausmachen. Wir verschließen die Augen im Namen einer falsch verstandenen Toleranz und „Religionsfreiheit“. In der Türkei regiert ein Präsident, der schon jetzt türkische Bürger in Deutschland bespitzeln lässt und in der Türkei seine echten und vermuteten Gegner aus allen Ämtern entfernen lässt. Was tun wir? Nichts. Nicht einmal den Mund aufmachen. Geht uns das wirklich nichts an?

Aus psychologischer Sicht ist unser Stillhalten leicht zu erklären. Die Menschen, die ahnen, schweigen, weil sie sie es nicht wissen wollen. Diejenigen, die es wissen, schweigen, weil sie nicht hinschauen wollen.

Der Vorteil: Wenn wir nicht hinschauen und das, was unter unseren Augen passiert, verleugnen, spüren wir erst einmal bewusst keine Angst, und wir müssen uns um nichts kümmern. Wir riskieren keinen Gegenwind, wir exponieren uns nicht, wie riskieren nicht, selbst ins Visier von irgendjemandem zu geraten. Feigheit zahlt sich aus – für unseren kurzfristigen Seelenfrieden.

Und für jene, deren Treiben keine Gegenwehr bekommt.

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