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Unerfüllter Kinderwunsch – wie werde ich trotzdem glücklich?

Foto: Adobe Stock

Wenn es mit dem Kinderwunsch nicht klappt – darum geht es heute. Denn viele Menschen fragen sich: Wie geht das, glücklich sein, wenn der größte Wunsch im Leben nicht in der Erfüllung gegangen ist?

Jede fünfte Frau in Deutschland ist kinderlos. Viele von ihnen, weil sie sich keine Kinder gewünscht haben und ihr Leben anders geplant haben. Natürlich gilt das auch für Männer. Aber mehr als die Hälfte der Kinderlosen hätten gern Kinder gehabt. Warum es nicht geklappt hat? Entweder war der passende Partner nicht da, mit dem sie sich die Familiengründung vorstellen konnten, oder er kam zu spät, als die biologische Uhr schon abgelaufen war. Oder es hat nicht geklappt. Denn auch wenn die Medizin in Sachen Kinderwunsch inzwischen vielen Paaren helfen kann – sie kann es eben nicht immer, und viele Paare haben eine wahre Odyssee hinter sich, bevor sie den Kinderwunsch dann doch für immer begraben müssen. Das ist hart, und gerade Menschen, die ein Kind für immer als klaren Bestandteil ihres Lebens gesehen haben, leiden häufig sehr.

Dabei spielt der soziale Druck heute weniger eine Rolle als noch vor 20 Jahren. Eine Frau ohne Kinder gilt inzwischen als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft, wenn auch nicht in jeder Familie als vollwertiges Mitglieder derselben. Trotzdem haben viele Menschen das Gefühl, sie wären erst dann komplett, wenn es da ein kleines Wesen gibt, das Mama oder Papa zu ihnen sagt.

Was steckt hinter einem starken Kinderwunsch? Mehreres: Einerseits ein Bild, das man von der eigenen Identität hat: Man sieht sich als Vater oder Mutter, das gehört einfach dazu, und die Vorstellung, auf diese Rolle verzichten zu müssen, erzeugt ein Gefühl des Mangels. Bei manchen auch Angst, eines Tages im Alter alleine zu sein. Dazu kommt, dass sich gerade Menschen, die selbst wenig Wärme oder Liebe erfahren haben, als sie klein waren, danach sehnen, mit einem eigenen Kind all das zu erleben, was sie selbst vermisst haben und damit etwas in Ordnung zu bringen. Und nicht zuletzt der Wunsch, etwas weiterzugeben.

Wer mit einem Kind Verletzungen aus der Vergangenheit heilen möchte, kommt meistens am schlechtesten darüber hinweg, wenn sich der Kinderwunsch nicht erfüllt. Wenn er sich erfüllt, wird es spätestens dann schlimm, wenn die Kinder aus dem Haus gehen, sich nur selten melden, oder wenn es schon vorher zu schlimmen Konflikten kommt. Denn die Harmonie, die wir uns für die neue Familie vorstellen, existiert ja meistens nur in der Theorie. Und in den Fällen, in denen Kinder ihre Eltern wirklich glücklich machen, zahlen die Kinder dafür einen hohen Preis. Sie nabeln sich unvollständig ab und stellen das Glück ihrer Eltern über das eigene. Nicht gut. Wer den Eindruck hat, ohne ein eigenes Kind nie ganz heil zu werden, hat viel davon, sich dem eigenen inneren Kind zuzuwenden und es zu heilen. Vielleicht auch mit Hilfe einer Psychologin. Denn das ist möglich, und dann heilt auch der aktuelle Schmerz besser, es ist leichter loszulassen.

Wer dagegen etwas weiterverschenken möchte, hat dazu viele Möglichkeiten. Ich denke weniger an Adoptivkinder oder Pflegekinder (das ist natürlich auch eine schöne Möglichkeit, mit einem Kind eine nahe Verbindung aufzubauen und es ins Leben zu begleiten), sondern an ganz vieles, was andere Menschen brauchen. Es ist ein Teil unseres gesunden Selbst, dass wir nicht nur haben, sondern auch geben wollen. Es lohnt sich sehr in sich hineinzuspüren, welche Schätze wir in uns tragen, und wie wir sie mit anderen teilen können. Du kannst gut organisieren? Bringe das in ein Projekt ein, das dir am Herzen liegt. Du liebst Tiere? Kümmere dich um welche, die deine Hilfe brauchen. Suche deine tiefsten und wertvollsten Fähigkeiten und teile sie mit der Welt. Dann kannst du neue Ziele fassen und Erfüllung finden.

Natürlich stellt sich dann noch die Frage nach dem Alter. Die sollten sich auch jene unter uns stellen, die Kinder haben. Denn diese werden möglicherweise überall auf der Welt verstreut sein. Es ist also lohnenswert, einen Plan B in der Tasche zu haben: Wir möchte ich leben, wenn ich mal alleine nicht mehr kann? Da gibt es schon sehr viele Möglichkeiten, die sich für viele Menschen gut anfühlen. Mehrgenerationenprojekte, Wohnen gegen Hand (also zum Beispiel kostenloses Mitwohnen in einer jungen Familie gegen Unterstützung beim Kinderbetreuen und Kochen oder bei der Gartenarbeit), immer neue kreative Ideen entstehen und werden umgesetzt.

Mein Fazit: Kinder sind ein Geschenk. Manchmal auch eine Plage. Auf jeden Fall sind sie es wert, dass wir ihnen das Leben schenken und sie möglichst gut hineinbegleiten. Besser ist es für alle, wenn wir die Kinder nicht brauchen, und wenn wir nicht gekränkt sind, wenn sie ihren Weg eines Tages ohne uns gehen. Wenn man keine hat, kann man die reichen Gaben des Lebens mit anderen Menschen teilen, intensiv wirken und gute Spuren hinterlassen – und Geborgenheit in der eigenen Familie oder in ganz neuen Lebensgemeinschaften finden. Glück ist immer eine Frage der eigenen Einstellung, aber auch der eigenen Aktivität. Ganz egal, ob das Schicksal es gut oder weniger gut mit uns meint.

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