Wie soll man etwas gewinnen dadurch, dass man krank ist? Und was ist ein primärer, und was ein sekundärer Krankheitsgewinn?
Von Krankheitsgewinn wird häufig bei Menschen gesprochen, die unter eine chronischen Erkrankung leiden – nicht immer zu Recht. Manchmal aber schon. In diesem Fall wirkt der Krankheitsgewinn als Krankheitsverstärker und Gesundungsverhinderer. Aber was genau ist gemeint, wenn dieser Begriff benutzt wird?
Krankheitsgewinn: Mathearbeit fällt aus.
Nehmen wir ein Beispiel: Der kleine Fritz hat Bauchweh, als er am Morgen aufwacht. Weil er arge Schmerzen zu haben scheint, rufen seine Eltern in der Schule an und entschuldigen ihn. Der kleine Fritz darf zuhause bleiben, mit Wärmflasche auf dem Bauch und im Bett. Anstatt die Mathearbeit zu schreiben. Dass der kleine Fritz, der nicht gerne in die Schule geht, nicht in die Schule gehen muss und die Mathearbeit nicht schreiben muss, vor der er sich fürchtet, ist der primäre, also der direkte und unmittelbare Krankheitsgewinn.
Krankheitsgewinn: Endlich hat Mama mal Zeit.
Außerdem kümmert sich seine Mama liebevoll um ihn. Sie kocht ihm Tee, streichelt seinen Bauch, und umsorgt ihn viel mehr als sie das sonst tut, weil sie sonst mit vielen anderen Dingen beschäftigt ist. Nun aber nimmt sie sich richtig viel Zeit für ihn. Der kleine Fritz bekommt viel mehr Aufmerksamkeit als das sonst der Fall ist. Das ist ein sekundärer, also indirekter Krankheitsgewinn.
Beide Kategorien können dazu führen, dass Fritzchens kluges Unterbewusstsein versteht: Aha, wenn der Bauch weh tut, muss ich nicht in die Schule. Dann brauche ich die verhasste Mathearbeit nicht zu schreiben. Und aha, wenn der Bauch weh tut, kümmert sich Mama endlich mal liebevoll um mich, streichelt mich und sorgt sich um mich, anstatt mit mir zu schimpfen, weil ich schon wieder meine Mathehausaufgaben nicht ordentlich gemacht habe. Das Unterbewusstsein versteht solche Zusammenhänge sehr schnell! Und wofür wird es künftig häufiger sorgen?