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Sollen Kinder hart bestraft werden?

Gestern hat mich die BILD dazu befragt. Anlass: Ein Kind hat im Schulbus immer wieder andere Kinder schikaniert. Irgendwann flog der Junge raus, drei Tage Busverbot. Der Vater tat Folgendes: Er brachte in diesen Tagen seinen Sohn bis eine Meile vor die Schule und ließ ihn die restliche Strecke dann rennen, fuhr mit dem Auto hinterher, filmte ihn dabei, kommentierte „wenigstens macht er 6 Meilen“ und stellte das Ganze ins Internet. Die Frage: Ist diese Strafe okay?

Ich habe nein gesagt. Und differenziert. Es ist wichtig, das Fehlverhalten des Kindes zu korrigieren. Denn darum geht es: Wenn ein Kind andere schikaniert, muss es damit aufhören. Dafür zu sorgen ist Aufgabe der Eltern.

Der Junge ist also aus dem Bus geflogen. Gut so! Nun wäre eine angemessene Folge gewesen, das Kind die nächsten drei Tage die Strecke zu Fuß gehen zu lassen, auch wenn es eine Stunde unterwegs ist. Zweitens dafür zu sorgen, dass es mit dem schikanierten Kind spricht, sich entschuldigt und das, was kaputt gegangen ist, wieder in Ordnung bringt. Das kann bedeuten, dass er vielleicht genau dieses Kind künftig davor beschützt, dass es von anderen schikaniert wird, wenn das der Fall ist. Oder, dass er ihm etwas schenkt, oder, dass er ihm bei etwas hilft, was schwierig ist. Das wäre ein guter Ausgleich. Und so lernen Kinder Empathie. Die ist wichtig, damit sie als Erwachsene den Drang haben, anderen zu helfen, anstatt sie zu dominieren und bloßzustellen.

Der Vater hat mit seinem Verhalten genau das gemacht: Er hat sein Kind bloßgestellt und sich selbst als harten und konsequenten Vater inszeniert. Damit zerstört er Vertrauen. Die ganze Welt schaut sich nun das Video des rennenden Kindes an, die ganze Schule wird darüber sprechen, der Junge ist gedemütigt. So lernt man keine Empathie, so wird man kein achtsamer und freundlicher Mensch. So lernt man, sich dem unterzuordnen, der am längeren Hebel sitzt oder andere zu unterwerfen, die am kürzeren Hebel sitzen.

Ich bin der Meinung, es geht gerade nicht um die Frage, ob eine Strafe hart ist oder nicht. Sondern darum, ob sie dazu führt, dass das unerwünschte oder unsoziale Verhalten nicht nur gestoppt wird, sondern dass aus dem Kind auch eine guter heißt menschenfreundlicher, verantwortungsvoller und achtsamer Erwachsener wird. Denn solche Menschen brauchen wir. Nicht solche, die voller Hass sind und andere in Ruhe lassen, weil sie die Strafen fürchten.

Spannend war: Mein Interview-Beitrag in der BILD (nicht vollständig abgedruckt) hat zu heftigen Reaktionen geführt. Nicht nur in der Online-Redaktion der Zeitung, sondern auch bei mir. Ich habe Emails und Posts erhalten, in denen ich als weichgespült oder neo-liberal beschimpft wurde und noch einiges mehr. Man wollte auf meinem Grab tanzen, und jemand hat mir vorgeworfen, sein Leben versaut zu haben. Einen kurzen Moment war meine Seite überlastet und fiel aus. Das fand ich erstaunlich, hat man mir doch bisher immer vorgeworfen, in Sachen Erziehung eher zu hart und ganz altmodisch zu sein – weil ich der Meinung bin, Kinder brauchen klare Regeln, müssen Verantwortung übernehmen und auch Dinge tun, die ihnen keine Freude machen.

Morgen wird die BILD noch einmal einen Artikel zum Thema Strafe bringen. Das wird ausführlicher. Ich bin gespannt, was dann wieder auf meiner Seite los ist. Und, liebe Kritiker: Lasst uns gerne diskutieren, aber auf einer sachlichen Ebene. Denn das ist wichtig. Kinder sind zu wertvoll, als dass man sich nicht kritisch um die Frage kümmern sollte, wie man sie am besten aufs Leben vorbereitet.

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