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Warum Ängste Türen zur Freiheit sind

Arne hat mir geschrieben: Manchmal klemmen diese Türen. Ja, das stimmt. Manchmal müssen wir sogar Schlösser knacken. Aber meistens stehen die Türen auch sperrangelweit auf. Dahinter ist etwas Neues, und irgendetwas ruft dich dahin. Aber die Angst steht auf der Schwelle. Auch sie ruft: Weiche zurück! Manchmal schreit sie so laut, dass du das, was dich ruft, die Schwelle zu überschreiten, gar nicht mehr hörst.

Oft wissen wir gar nicht, was das Leben gerade von uns will. Was von den vielen Dingen, die ich lernen kann, soll ich gerade lernen. Wo geht es weiter? Was macht mich freier?

Ich treffe immer wieder Menschen, die Ängste als etwas sehen, dem sie ausweichen sollen. Wenn sie vor etwas Angst haben, tun sie es nicht. Sie bleiben in dem Raum, den sie kennen. Denn Ängste entstehen nicht nur dann, wenn wir etwas gegenüberstehen, was wirklich gefährlich ist (einer Giftschlange zum Beispiel). Nur in den seltensten Fällen zeigen Ängste echte Gefahren an. Meistens haben wir dann Angst, wenn es um etwas Neues geht. Um etwas, das wir noch nicht getan oder noch besser nie erlebt haben. Etwas, das uns verändern könnten. Dann entsteht Angst ganz automatisch. In der Psychologie nennen wir sie Schwellenangst: Es ist die Angst, die immer ganz automatisch auftaucht, wenn wir uns verändern möchten – oder etwas verändern möchten, das uns verändern kann. So dass wir nicht mehr so sind wie vorher. Von der Raupe zum Schmetterling. Vermutlich hat auch die Raupe Angst, wenn sie sich zu verpuppen beginnt. Aber sie weicht nicht zurück – zum Glück!

Sehr sehr viele Menschen stehen jahrelang vor so einer Schwelle, ohne sie zu überschreiten. Sie bleiben in dem Raum, den sie kennen. Manche versuchen sogar, so weit als möglich von der Schwelle entfernt zu sein. Das macht den Raum, den man nutzen kann, noch enger. Wer Schwellenängste nicht überwindet, findet sich in einem Leben wieder, das von Jahr zu Jahr enger wird. Ein Gefängnis.

Deshalb können diese Ängste frei machen. Nehmen wir sie nicht mehr als etwas Unangenehmes, dem es auszuweichen gilt, sondern als Signal, das uns sagt: „Hier geht es lang!“, dann werden wir freier. Wir gehen durch die Angst (haben vielleicht den Eindruck, gleich zu sterben, weil es sich wirklich so schlimm anfühlen kann, wie beim ersten Sprung vom 5-Meter-Brett), finden uns kurz danach auf der anderen Seite wieder, leben noch und stehen in einer Landschaft, in der wir noch nie waren und in der es ganz viel Neues zu entdecken gibt. Und vielleicht irgendwann eine weitere Tür mit einer Schwelle auf der die Angst steht, und die in noch weitere Räume führt und so weiter.

Je mehr Schwellen wir überschreiten, umso weiter werden die Räume die wir nutzen können – das ist wirkliche Freiheit! Freiheit ist nicht immer einfach, sie macht das Leben nicht leicht – aber sie macht uns beweglich und anpassungsfähig und mit zunehmender Übung mutiger. Das macht uns innerlich groß und äußerlich auch. Das meine ich damit, wenn ich schreibe: Ängste sind Türen zur Freiheit. Sie sind Wegweiser.

 

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